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Alte Irrtümer - neue Einsichten
JOURNALIST: Warum haben Sie damals nicht öffentlich über Ihre Erkenntnisse berichtet?

PETER HÜBNER: Ich wollte ursprünglich auf der Internationalen Woche für Experimentelle Musik bei den Berliner Festwochen 1968, wo ich als Referent eingeladen war, über diese Forschungen und den Irrtum der modernen Musikentwicklung in der Avantgarde berichten.

Aber der verantwortliche Veranstalter der Technischen Universität Berlin schreckte vor einer solchen Offenbarung zurück und sah dadurch den ganzen Kongreß gefährdet, da ja alle avantgardistischen Teilnehmer aus aller Welt jenem besagten Irrtum erlegen waren und dieser Kongreß ja gerade zur Huldigung dieses Irrtums stattfand.

Er bat mich deshalb eindringlich, ein anderes Thema zu wählen.

JOURNALIST: So berichteten Sie auf diesem Weltgipfel der Musik „nur“ über drei neue von Ihnen entwickelte Notationsverfahren.

Welche Folgen hatten diese Einsichten in die natürlichen Harmoniegesetze des Mikrokosmos der Musik für Ihr weiteres musikalisches Schaffen?

PETER HÜBNER: In diese Zeit der ersten Einsichten in die naturge-gebenen tonalen und rhythmischen Strukturentwicklungen des Mikro-kosmos der Musik fällt meine Abkehr von der so hochmodernen atonalen Avantgarde der Zwölftöner und seriellen Komponisten und meine immer deutlichere musikalische Orientierung an den natürlichen Gegebenheiten des Mikrokosmos der Musik – und zwar im Rahmen meiner instrumentalen Kompositionen genauso wie in meinen elektronischen Werken.

JOURNALIST: In dieser Übergangszeit entstanden Ihre Werke „Faust“, „Lichtfäden“ und „Elektronische Chöre“.

PETER HÜBNER: Es sind dies drei elektronische Kompositionen, in welchen ich mich rhythmisch und tonal mit dem Mikrokosmos der Musik auseinandersetze – und bei den Elektronischen Chören sogar auch noch tief im Inneren des Mikrokosmos der Musik auf einen Sub-Mikrokosmos der Musik stoße.

JOURNALIST: Diese drei Kompositionen „Faust“, „Lichtfäden“ und „Elektronische Chöre“ markieren eine Wende in Ihrem musikalischen Wirken. An die Stelle der scharfen atonalen musikalischen Gesellschafts-kritik, die zwar Strukturen zerstören kann, aber unfähig ist, natürliche Strukturen zu stärken, treten die ersten Schritte zur bewußten musi-kalischen Resonanz mit den Harmoniegesetzen der Natur.

An die Stelle der gewalttätigen Revolution tritt die natürliche Evolution.

PETER HÜBNER: Doch war dies damals für mich keine musikalische Frage sondern eine ethische Entscheidung.

Ob man sich in seinem musikalischen Wirken nach den naturgegebenen Harmoniegesetzen des Mikrokosmos der Musik bzw. des biologischen Lebens oder der Schöpfung richtet oder nicht, ist spätestens heute nicht mehr nur Frage eines musikalischen Talentes – und darf auch nicht mehr Frage einer musikalischen Ausbildung sein –, sondern ist einzig und allein eine Frage des Gewissens.

Disharmonische Musik können Sie auch „mißgebildete Musik“ nennen. Eine natürliche Komposition entsteht in der natürlichen Harmonie des menschlichen Herzens; sie ist von dieser Lebensebene aus auf natürliche Weise harmonisch und weist in den rhythmischen und tonalen Verhältnissen natürliche Proportionen auf.

Disharmonie ist die künstliche Verschiebung dieser natürlichen Propor-tionen, und Sie können die Kompositionen dieser Gattung vielleicht am besten mit jenen Bildern Pablo Picassos vergleichen, wo die Gesichter zerschnitten sind, und eine Hälfte des Gesichtes nach oben schaut und die andere nach unten.

Kein Mensch sieht so aus und ich kenne auch niemanden, der so aussehen möchte.

Die Musik der disharmonischen Avantgardisten produziert im Hörer genau diese Wirkung, sie zerschneidet dessen natürliche innere Harmonie und lenkt erst sein inneres und schließlich sein äußeres Leben in unnatürliche Bahnen. Das Problem liegt darin, daß diese Komponisten ihre Musik nicht innen hören, wie das der einfache Bürger eigentlich von einem Tonschöpfer annimmt.

Die Kompositionen der Neutöner werden quasi am Reißbrett konstruiert – theoretisch vielleicht interessant anzuschauen – aber ohne Bezug zur Realität der Musikinstrumente, zum Mikrokosmos der Musik und damit zum natürlichen Leben: eben unnatürlich. Ravel

Wenn jemand diese Musik spontan in sich hören würde, dann würde er sich sterbenskrank fühlen. Und ich war gar nicht verwundert, als mir ein Berliner Medizinprofessor von Studien berichtete, die aufzeigen, daß Musiker, die häufig solche atonale Musik spielen, sehr viel kränker sind, als ihre Kollegen, welche sich weitgehend der harmonischen Musik widmen.

JOURNALIST: Sie werden krank an der unnatürlich strukturierten Musik.

PETER HÜBNER: Sehen Sie, die meisten Neutöner haben nicht einmal eine genaue innere Vorstellung von den von ihnen notierten Tönen und Lauten – geschweige denn das vollständige innere Hörerlebnis ihrer Komposition.

Der klassische Komponist besitzt von Natur aus die Fähigkeit, seine Kompositionen innen zu hören – er braucht sie sich nicht am Klavier vorzuspielen. Als ich an die Hochschule kam, dachte ich, daß es normal wäre, ein klares inneres Hörerlebnis der eigenen Komposition zu haben, also die Uraufführung des Werkes im Inneren zu erleben.

Das, was längst wissenschaftlich aufgezeigt ist – nämlich, daß der Ton eines jeden Musikinstrumentes seinen eigenen Mikrokosmos hat –, wird heute den Studierenden vielleicht an der einen oder anderen Musik-ausbildungsstätte theoretisch nähergebracht, es hat aber keineswegs Einzug gehalten in die Bildung der inneren musikalischen Erfahrungswelt und sodann in die musikalische Gestaltungswelt des zukünftigen Musikers und Komponisten.

Soll eine musikalische innere Vorstellung und Interpretation aber funktionieren, so muß sie die Natur jener unendlichen Vielfalt des tonalen und rhythmischen Lebens der feinen Töne im Ton integrieren.

Aber wie sah und sieht in der Regel die Realität bei Professoren und Kompositionsstudenten aus: sie entwerfen die Kompositionen anhand theoretischer Überlegungen am Reißbrett oder sie schreiben mit Hilfe des Pianos Musik, die sie sich mit ihrem inneren Gehör nicht vorstellen können.

Danach beginnt für sie das Warten auf eine Aufführung, damit sie erfahren, wie ihre Komposition in Wirklichkeit klingt.

Dies hat nichts mit einer natürlichen Kompositionsweise zu tun.

                   
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